Schülerinnen in Magdeburg widmen sich dem DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953 – mit einer Aufführung basierend auf Gesprächen mit Zeitzeugen.
Sowjetischer Panzer am 17. Juni 1953 auf der Hallischen bzw. Halberstädter Straße und Zuschauende auf den Bürgersteigen Foto: Rolf Heyer/Landesarchiv Sachsen-Anhalt Thomas Gerlach 16.6.2023, 10:15 Uhr
An den Mord an Herbert Stauch wird bei der Gedenkstunde des Landes Sachsen-Anhalt zum siebzigsten Jahrestag des Volksaufstandes erinnert. Doch diesmal nicht in Form einer Rede, eines feierlichen Monologs, sondern als Poetry Slam, als Vergegenwärtigung, als Drama, vorgetragen, nein, uraufgeführt von Schülerinnen des Magdeburger Geschwister-Scholl-Gymnasiums aus dem Süden der Landeshauptstadt.
Eine der Jugendlichen, vermutlich Nele, wird bei der Gedenkfeier für einen Moment die Rolle von Else Stauch einnehmen. Es ist der Augenblick, als die Frau in der Zeitung liest, dass ein „Herbert Strauch, mit einem r geschrieben“, standrechtlich erschossen wurde. „Ich dachte nur, vielleicht ist er es ja gar nicht“, sagt Else Stauch. „Dann teilte man uns die Schließung unseres Betriebes mit. Da wusste ich, dass er tot war.
Natürlich gab es Vorbereitungen, erzählen sie, etwa ein Seminar, wo sie sich Zeitzeugeninterviews angeschaut, wo sie gelernt haben, worauf man vorbereitet sein muss und wie man mit einer Situation umgeht, wenn Menschen, jeder über achtzig Jahre alt, von ihren damaligen Gefühlen überwältigt werden. Niemand schickt 16-Jährige unvorbereitet zu so einem Gespräch.
Ein anderer erinnerte sich, wie sich die Menschen in den Toreinfahrten versteckten, als im Laufe des Tages sowjetische Panzer anrollten und den Aufstand erstickten. Sie rollten immer wieder vorbei, auf und ab, wie Bluthunde. „Dass hier Panzer gefahren sind, dass geschossen wurde …“ Nele sucht nach Worten. „Das ist Magdeburg, wie es früher einmal war.“ Sie überlegt. „Ja, das ist Krieg. Dabei wollten die Menschen nur die Freiheit zurückerlangen.
Joline erzählt: „Einer meiner Gesprächspartner sagte mir: Der 17. Juni hat den Grundstein gelegt für die Aufstände, die folgten“ – den Posener Aufstand im Juni 1956, den Volksaufstand in Ungarn vier Monate später, den Prager Frühling in der Tschechoslowakei 1968. Auch wenn der Kreml zur Unterwerfung Panzer und Soldaten schickte, zur Ruhe gekommen sind die sowjetischen Satellitenstaaten nicht.
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