Der CSU-Politiker Christian Schmidt ist als Hoher Kommissar der Vereinten Nationen dafür zuständig, dass in Bosnien-Herzegowina der brüchige Friede hält. Gerade macht ihm der Serbenführer zu schaffen.
komplizierter in Europa. Drei Völker – Kroaten, Serben, Bosniaken. Drei Religionen – Katholizismus, Orthodoxie und Islam. Die offene Wunde des Völkermordes von Srebrenica. Dazu ein wirtschaftlich nicht lebensfähiger Staat mit 140 Ministerien. Vielleicht sind es auch 150. Ach ja, es gibt auch noch ein viertes Volk, das kein richtiges ist und sich ironisch Eskimos nennt. Eskimos, sind die, die weder Serben oder Kroaten noch Bosniaken sein wollen.
Die Aufgabe des Repräsentanten ist es, zu verhindern, dass die Völker wieder aufeinanderschlagen wie zur Zeit der Balkankriege. Das ist leicht gesagt für ein Land, von dem der Literaturnobelpreisträger Ivo Andric sagte, Bosnien beginne da, wo die Rationalität aufhöre. Schmidt hatte vor wenigen Tagen so einen bosnischen Moment.
Der Führer der bosnischen Serben, Milorad Dodik, ist ein Mann des Kreml und droht immer wieder mit Abspaltung der serbischen Teilrepublik.Wie bei einem König im Mittelalter ist seine Macht dem Titel nach enorm, doch in der rauen Wirklichkeit der Politik sind ihr Grenzen gesetzt. Dodik wäre demnach ein mächtiger Fürst, der den König herausfordert. Schmidt hatte gegen ihn einen Prozess angestrengt, der für Dodik hinter Gittern enden könnte.
Das Ganze könnte eine Posse der Weltpolitik am Rande Europas sein, wenn der Balkan nicht diese explosive Region wäre, das sprichwörtliche Pulverfass. Der Erste Weltkrieg brach dort aus, der Zweite tobte hier grausam und die Auflösung Jugoslawiens endete in einem brutalen Blutvergießen. Seit Jahrhunderten tragen große Mächte ihre Rivalität auf der Halbinsel aus.