Ein großes LNG-Terminal soll vor Rügen gebaut werden. Die Insel wehrt sich. Ob das Terminal für die Gasversorgung benötigt wird, ist umstritten.
Ein LNG-Tanker und eine schwimmende Arbeitsplattform von RWE vor dem Ostseebad Sellin am 19. März Foto: Stefan Sauer/dpaThore Rausch Aus binz, 23.3.2023, 18:11 Uhr
Das Brummen ist nur der Anfang. In knapp zwei Monaten wird der Energiekonzern RWE auf die Insel kommen – mit Bohrplattformen, Schwimmbaggern und Verlegeschiffen. Sie kommen im Auftrag der Bundesregierung und werden das größte fossile Projekt Europas bauen: ein LNG-Terminal für Rügen. Im Meer, knapp fünf Kilometer vor den Sandstränden der Seebäder, soll es stehen.
Auch hinter der Festivalbühne kann man die LNG-Tanker sehen. Karsten Schneider, 59, blickt aufs Meer und sagt, ein paar Zwei- oder Dreimaster wären ihm lieber. Der Bürgermeister von Binz ist groß gewachsen, fester Händedruck, tiefe Stimme. Vermutlich braucht man die hier. Sonst hört einen niemand gegen den ganzen Wind. Seit fast 12 Jahren ist Schneider nun im Amt.
RWE ist nicht mit Fragen, sondern mit Antworten gekommen. Eine 38 Kilometer lange Pipeline soll das umgewandelte Gas aufs Festland nach Lubmin pumpen. Laut den Anträgen soll die Industrieanlage vor Rügen eine Kapazität von 38 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich haben. Eine vergleichbar große Anlage gibt es in Europa nicht. Das Terminal in Lubmin schlägt aktuell nur 4,5 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr um.
Es ist Mittag, und der Kurplatz hat sich inzwischen mit einigen hundert Menschen gefüllt. 3.500 Menschen kamen an diesem Samstag im März insgesamt, gibt die Gemeinde später bekannt. Manche haben Plakate vorbereitet. Der Bürgermeister ist noch nicht da, auf der Bühne liegt ein Mikrofon bereit. Die Pipeline ist inzwischen im Genehmigungsverfahren. Knapp 600 Einwendungen gab es von Privatpersonen und Umweltverbänden. Das Bauamt Stralsund prüft diese nun. Manche munkeln, das Ding sei schon durch. Denn der Bund würde wohl kaum 38 Kilometer Pipeline bauen lassen, die vor Rügen ins Nichts läuft. Der kalte Wind knickt Dobelsteins Notizen in ihrer Hand um, sie stockt kurz. Stefanie Dobelstein ist eigentlich Grundschullehrerin, doch seit Kurzem auch Energieexpertin.
Der Bürgermeister von Binz, Karsten Schneider kämpft gegen das Bauvorhaben Foto: Foto: Jens Köhler/ullstein bild Trotzdem will Deutschland die LNG-Kapazitäten vervielfachen und sich bis 2030 54 Milliarden Kubikmeter Gas liefern lassen, von denen 34,4 Milliarden gar nicht benötigt werden. Habecks Ministerium rechtfertigt das mit Risiken durch „Havarien, Sabotage oder andere exogene Ereignisse“. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung rechnete Habecks Zahlen durch und erklärte kürzlich den Bau fester LNG-Häfen an Nord- und Ostsee für unnötig.
Denn bei der letzten Demo Ende Februar wurde man „unterwandert“, erzählt Kurdirektor Gardeja. In Baabe hatten knapp 2.500 Menschen gegen LNG protestiert. Ein Moderator und Bühnentechniker sollen versucht haben, rechte Redner auf die Bühne zu schleusen. Ein ehemaliger AfD-Politiker gelangte schließlich in einer offenen Diskussionsrunde ans Mikrofron. Man drehte ihm den Ton ab. Am Morgen danach sind Gardejas Autoreifen aufgeschlitzt.
Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den Industriehafen Mukran als Alternativstandort prüfen. Will er sich damit nur Zeit verschaffen?
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