An der Komischen Oper enttäuscht Barrie Koskys Inszenierung der Grusel-Operette „Sweeney Todd“. Musikalisch ist sie aber eine reine Freude.
Wie ist die Pastete? Dagmar Manzel als Mrs. Nellie Lovett und Christopher Purves als Sweeney Todd in der Komischen Oper im SchillertheaterDie Grusel-Operette „Sweeney Todd“ ist ein schwieriges Stück. Kultursoziologisch betrachtet wollte Stephen Sondheim ein Werk schaffen, in dem sich auch der Intellektuelle nichts vergibt: geistreicher Text, komplexe Musik , eine Geschichte mit widersprüchlicher Sympathieverteilung.
Das szenografische Pendant der Nebenhandlung ist das bühnenbildnerische Detail. Kosky verweigert es.
Wenn der Teil nach der Pause mehr Tempo entwickelt, dann liegt das allein an der größeren Dichte der Handlung, an den Parametern der Inszenierung ändert sich nichts. Denn augenscheinlich hat Kosky seinen Sängerinnen und Sängern auch nicht viel mitgegeben; es wird viel herumgestanden, und derart auf Eigeninitiative angewiesen kommtals Mrs. Lovett am eindrucksvollsten zur Geltung.
Jens Larsen als Richter Turpin und James Kryshak als sein Faktotum Bamford sind als Bühnengestalten vielleicht am deutlichsten konturiert und verkörpern zwar chargenhafte, aber prägnante Typen. Hubert Zapiór und Alma Sadé bilden als Anthony und Johanna ein schön anzuhörendes, aber insgesamt blasses Liebespaar.
Daraus wird deutlich, dass die Produktion szenisch enttäuscht, musikalisch aber eine reine Freude ist. Der von David Cavelius einstudierte Chor ist in dieser Stadt als Opernchor zurzeit ohne Konkurrenz, gesanglich erweist er sich als ebenso überlegen wie in gestalterischer Schärfe und Spielfreude. Und James Gaffigan am Pult des Orchesters der Komischen Oper gelingt eine pointierte und farblich enorm reiche Interpretation, die in keinem Moment den Faden verliert.
Musik Charles Dickens Barrie Kosky
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