Die Erwartungen einiger Bürger im Viertel sind hoch: Die Ortsbeiräte sollen viele Probleme möglichst schnell und vollständig in ihrem Sinne lösen. ...
Die Erwartungen einiger Bürger im Viertel sind hoch: Die Ortsbeiräte sollen viele Probleme möglichst schnell und vollständig in ihrem Sinne lösen. Kompromisse sind komplizierter geworden.Um über die Stimmung im Viertel zu sprechen, trifft man sich am besten dort. So sitzt Anna Kreuzer also unweit der Sielwall-Kreuzung im Café.
Dann verstummt sie, weil es am Nebentisch laut wird."Quatsch mich nicht voll", ist zu vernehmen. Die Aufforderung richtet sich an eine ziemlich abgerissene, eher schwankende Person, die wohl nach Kleingeld gefragt hat.Gesellschaftliche Entwicklungen werden vor Ort sichtbar "Das ist auch immer mehr zu sehen", sagt Kreuzer, als sich der Bettler umgehend zurückzieht. Es schwappt einfach alles so in die Stadt, ins Viertel. Die großen gesellschaftlichen Entwicklungen von wachsender Armut über Drogenkonsum, die Krise des stationären Einzelhandels bis zu veränderten Konsumgewohnheiten, sie sind immer auch Thema der Ortspolitik.Aufgebrachte Bürger können anstrengend für den Beirat oder das Ortsamt sein.
Für die Anwohner ist das die eine Unbill zu viel, die eben noch oben drauf kommt zu den fehlenden Parkplätzen, den Bettlern, der verspäteten Bahn und allem anderen, was den Alltag anstrengender machen kann. So ziehen sie ungeduldig vor den Beirat und wollen Abhilfe. Und zwar umfassend. Mit den Betreibern der Burgerbraterei sei ja nicht zu reden, die reagierten pampig und hätten einzelne Anwohner sogar bedroht, ist aus der Nachbarschaft der Weberstraße zu hören.
"Der Wille zum Kompromiss ist jedenfalls gesunken", sagt auch Jonas Friedrich , Beiratssprecher in Mitte. Beim Streit um den Hochhausbau an der Kohlhökerstraße sei ihm das aufgefallen."Man ringt als ehrenamtlicher Stadtteilpolitiker um einen Ausgleich, hat aus der eigenen Sicht auch ordentliche Zugeständnisse erreicht, die ursprünglichen Pläne abgemildert – und dann kriegt man nur zu hören: ,Ist aber nicht das, was wir wollten.
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